21. Aug. 2025

Nutzen Sie die Cognitive Load Theory für zufriedenere und effizientere Teams

Nicht immer mangelt es an Engagement oder an fehlenden Ressourcen, wenn Mitarbeitende oder ganze Teams nicht so effizient arbeiten, wie es von ihnen erwartet wird – oder auch, wie sie es von sich selbst erwarten. Es kann auch an etwas anderem liegen: der kognitiven Belastung (Cognitive Load).
2024 Marc Riedinger

Autor:in

Marc Riedinger

2025 Coaching Accso Cognitive Load Theory

Die Cognitive Load Theory (CLT), ursprünglich aus der Bildungsforschung stammend, gewinnt zunehmend an Sichtbarkeit im Executive Coaching, der Organisations- und Teamentwicklung. Sie beschreibt die Begrenzung unserer mentalen Kapazitäten. Wenn Teams mit zu vielen unterschiedlichen Informationen, Aufgaben oder Kontexten konfrontiert werden, kann dies zu einer Überlastung führen, die Leistung, Qualität und letztlich die Zufriedenheit beeinträchtigt. 

Stellen Sie sich vor, Ihr Team ist ein Hochleistungssportler. Würden Sie ihn vor einem wichtigen Wettkampf mit einem Marathon, einer Klettertour und einem Schachspiel gleichzeitig belasten? Vermutlich nicht. Doch genau das geschieht oft in Unternehmen, wenn wir Teams mit Aufgaben überfrachten, die ihre kognitiven Grenzen sprengen – nicht selten durch eine hohe Anzahl an täglichen Kontextwechseln. 

Die verborgenen Kosten der kognitiven Überlastung 

Was passiert, wenn die kognitive Belastung zu hoch ist? 

  • Effizienz sinkt: Statt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, verzetteln sich Teams in der Informationsflut und verlieren mentale Kapazität durch die Bewältigung von Kontextwechseln. 
  • Qualität leidet: Oberflächliches Wissen und überhastete Entscheidungen führen zu suboptimalen Ergebnissen. 
  • Team-Burnout: Frustration, Unzufriedenheit und im schlimmsten Fall erhöhte Krankenstände sind die Folge einer dauerhaften Überforderung. 

Wie Führungskräfte die kognitive Last meistern können 

Der Schlüssel liegt nicht darin, die kognitive Last auf null zu reduzieren – denn ein gewisses Maß an Herausforderung ist essenziell für Wachstum. Es geht vielmehr darum, die richtige Balance zu finden und die Arbeitsweise so zu gestalten, dass Teams ihr volles Potenzial entfalten können. 

1. Aufgaben neu denken: Komplexität erkennen und managen. Die Autoren Matthew Skelton und Manuel Pais schlagen in ihrem wegweisenden Buch "Team Topologies" eine einfache, aber wirkungsvolle Kategorisierung von Aufgaben vor, die Führungskräfte nutzen können, um die kognitive Belastung zu steuern: 

  • Einfache Aufgaben: Klar definierte Abläufe, die "einfach gemacht werden müssen". 
  • Komplizierte Aufgaben: Erfordern Recherche, Planung und spezialisiertes Wissen. 
  • Komplexe Aufgaben: Hier reichen Planung und Informationsbeschaffung nicht aus. Experimentelle und iterative Ansätze sind erforderlich, da die Lösung nicht offensichtlich ist. 

Die Daumenregel: Ein Team, das ein komplexes Aufgabengebiet bearbeitet, sollte kein weiteres primäres Aufgabenfeld zugewiesen bekommen. Dies stellt sicher, dass sich das Team voll auf die anspruchsvolle Herausforderung konzentrieren kann, ohne durch "Wechselkosten" oder konkurrierende Prioritäten ausgebremst zu werden. 

2. Transparenz und Co-Kreation fördern. Die beste Einschätzung, ob eine Aufgabe einfach, kompliziert oder komplex ist, kommt von den Teammitgliedern selbst. Beziehen Sie sie aktiv in die Bewertung ein. Diese gemeinsame Erarbeitung schafft nicht nur Akzeptanz, sondern liefert auch unschätzbare Einblicke in die tatsächliche Belastung. 

3. Kontinuierliche Anpassung und Reflexion. Die Welt verändert sich, und damit möglicherweise auch die Anforderungen an Ihr Team. Was heute eine einfache Aufgabe ist, kann morgen durch neue Abhängigkeiten komplex werden. Etablieren Sie Mechanismen für eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung der kognitiven Belastung. Dies kann in Form von Retrospektiven, One-on-One-Gesprächen oder dedizierten Team-Workshops geschehen. 

Ihr nächster Schritt als Führungskraft 

Die Fähigkeit, Komplexität und kognitive Last zu managen, ist eine Kernkompetenz heutiger Führung. Es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem Teams fokussiert, innovativ und zufrieden arbeiten können. 

Was sind Ihre Erfahrungen mit kognitiver Belastung in Ihren Teams? Haben Sie eine gute Balance aus Herausforderung und begrenzter mentaler Last gefunden?