17. Okt. 2025

Risikobasiertes Testen: Fokussierung auf die kritischen Fehlerquellen

Das Herz unserer Test-Community schlägt für Tests aller Art. Besonders wichtig ist ihnen dabei, dass Tests nachhaltig durchgeführt werden. In dieser Serie geben sie euch ihre Best-Practices aus langjähriger Projekterfahrung weiter. Heute mit Nikolaus Fröhlich.
1060 x 710 Nikolaus Fröhlich

Autor:in

Dr. Nikolaus Fröhlich

202509 Nachhaltiges Testen

Nachhaltiges Testen spielt eine entscheidende Rolle in der modernen Softwareentwicklung und im Qualitätsmanagement. Es geht über die bloße Fehlererkennung hinaus und zielt darauf ab, langfristig stabile Testprozesse zu etablieren. Indem es den gesamten Lebenszyklus eines Produkts berücksichtigt, trägt nachhaltiges Testen dazu bei, die Effizienz und Qualität von Softwarelösungen zu steigern.

Ein Zitat von Nikolaus Fröhlich auf einem dunkelgrünen Hintergrund mit dem Logo von Accso oben rechts. Der Text lautet: "Für effektives risikobasiertes Testen ist es essenziell, die Testprioritäten dort zu setzen, wo das Risiko am größten ist, wobei sowohl das potenzielle Schadenspotenzial als auch die Eintrittswahrscheinlichkeit berücksichtigt werden." Der Name Nikolaus Fröhlich ist unten links in hellgrüner Schrift geschrieben.

Beim risikobasierten Testen geht es darum, begrenzte Ressourcen, wie Zeit und Personal, möglichst gezielt einzusetzen, um die kritischsten Teile einer Software zuerst und intensiver zu testen. Für effektives risikobasiertes Testen ist es essenziell, die Testprioritäten dort zu setzen, wo das Risiko am größten ist. Hierbei spielen sowohl das Schadenspotenzial als auch die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Fehlers eine Rolle. Die Basis hierfür bildet eine fundierte Risikobewertung, die vor dem eigentlichen Testprozess erstellt wird. Diese Bewertung berücksichtigt sowohl technische als auch geschäftliche Risiken, die durch Fehler in der Software entstehen könnten. Zum Beispiel ist der Fehler in einem Zahlungssystem weitaus gravierender als der in einer weniger sicherheitsrelevanten Anwendung. 

Eine wichtige Voraussetzung für dieses Vorgehen ist, dass Risiken korrekt identifiziert und quantifiziert werden. Dabei hilft ein strukturiertes Vorgehen, um sowohl die Eintrittswahrscheinlichkeit von Fehlern als auch das mögliche Schadenspotenzial zu bewerten. Hierbei spielen Erfahrungswerte und historische Daten eine bedeutende Rolle. Wenn eine Software in der Vergangenheit häufiger in bestimmten Bereichen Fehler aufwies, ist es wahrscheinlich, dass auch in der neuen Version diese Bereiche besonders risikobehaftet sind. Das gleiche gilt für neue Features, bei denen durch Änderungen in der Architektur oder Technologie neue Fehlerquellen entstehen könnten. 

Die Teststrategie sollte daher nicht nur auf der Anzahl von Features basieren, sondern auch auf einer intelligenten Priorisierung, die sich an den höchsten Risiken orientiert.  

Risikobasiertes Testen erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen den Entwickler:innen, den Tester:innen und den Stakeholdern, da alle eine gemeinsame Vorstellung von den Risiken und der Kritikalität der verschiedenen Teile der Software entwickeln müssen. Häufig müssen dabei auch unterschiedliche Perspektiven zusammengeführt werden: Ein Entwickler könnte zum Beispiel ein technisches Risiko stärker gewichten, während ein Geschäftsbereichsleiter eher das mögliche wirtschaftliche Risiko betont. 

Ein entscheidender Vorteil des risikobasierten Testens ist die Maximierung der Testeffizienz. Anstatt wahllos eine Vielzahl von Tests auf weniger kritische Softwareteile anzuwenden, konzentriert sich der Testaufwand dort, wo er den größten Einfluss auf die Qualität und Sicherheit der Anwendung hat.