16. Okt. 2025

Lösen Sie sich aus sabotierenden Machtspielen im Team und Unternehmen

Wer gewinnt das Spiel im Unternehmen – Einzelne oder das Team? Warum die Spiel-Metapher oft lähmt und wie wir gemeinsam gewinnen können, erfahren Sie jetzt!
2024 Marc Riedinger

Autor:in

Marc Riedinger

Machtspiele Metapher

Ich hatte es in diesem Artikel beschrieben: Die Vorstellung, dass sich Organisationen durchweg rational und konsistent verhalten, entspricht einer veralteten, stark vereinfachten und unrealistischen Vorstellung. Im Gegenteil: Viele werden Erfahrungen gemacht haben, wie stark ihr Arbeitsalltag durch Einzelinteressen und auch von Machtspielen geprägt sein kann. Solches Einzelverhalten kann durchaus auch das Verhalten des Unternehmens als Ganzes beeinflussen – wenn es entsprechend oft auftritt. 

In solchen Fällen hat sich im Selbstverständnis von Mitarbeitenden und Organisationseinheiten vielleicht eine Spiel-Metapher festgesetzt: Das Arbeitsumfeld wird dabei (bewusst oder unbewusst) als eine Art Schachbrett gesehen, auf dem man sich strategisch und taktisch möglichst clever verhält, um sich mit den eigenen Interessen durchzusetzen. Das Spiel gewinnt, wer am besten spielt – unabhängig davon, wo man sich in der Hierarchie des Unternehmens befindet. Deshalb können sabotierende Effekte dieser Metapher an potenziell allen und manchmal auch überraschenden Stellen eines Unternehmens auftreten. 

So erkennen Sie die Spiel-Metapher in Ihrem Unternehmen 

Die problematischsten Effekte einer verankerten Spiel-Metapher kommen aus zwei Grundgedanken, die sich mit Spielen verbinden lassen: 

  • In der Regel kann nur eine:r das Spiel gewinnen. 
  • Ich möchte gewinnen oder zumindest nicht verlieren. 

Mitarbeitende, Führungskräfte inklusive, empfinden sich dann in einem Wettbewerb – sie agieren gegen- und nicht miteinander, ganz offen oder verdeckt. Dazu kommt die Unabhängigkeit von hierarchischen Positionen: Menschen können und werden versuchen, hierarchische Grenzen zu umspielen, um sich durchzusetzen – mal klug und rücksichtsvoll, mal mit Intrigen oder Ellenbogen. Denkt man die Metapher zu Ende, zählt schließlich nur das Gewinnen. 

Ganz praktisch lassen sich dabei Effekte beobachten, wie 

  • Es geht nicht um die beste Lösung, sondern darum, wer sich durchsetzt. 
  • Entscheidungen werden nicht aufgrund von Konsens oder faktenbasiert getroffen, sondern aufgrund politischer Machenschaften. 
  • Es bleibt kaum Energie für strategische Arbeit, weil interne Machtkämpfe gemanagt werden müssen. 
  • Es fällt schwer, ein Alignment oder einen Teamspirit zu etablieren, weil sich Einzelinteressen im Wettkampf sehen. 

Als Berater und Coach erlebe ich leider regelmäßig, wie die unbewusste "Spiel-Metapher" Organisationen von innen heraus lähmt. Solche Unternehmen sind zwar in ständiger Bewegung, angetrieben von den verschiedenen „Wettkämpfen“, aber beschäftigen sich vorrangig mit sich selbst. Wie handlungsfähig sind sie da noch in Bezug auf ihr Umfeld, wie Kunden und Märkte? 

Das lässt sich nicht nur auf ganze Organisationen beziehen: Auch Teams oder Abteilungen können den Blick auf ihr Umfeld verlieren, weil sie von ihren konkurrierenden Einzelinteressen abgelenkt sind. 

Doch wie kommt man da wieder raus? 

Ein Weg aus der Spiel-Falle: Drei praktische Schritte 

  • Schritt 1: Transparenz schaffen 
    Machen Sie die unsichtbaren "Spiele" sichtbar. In meiner Praxis nutze ich bspw. das "Power Mapping" – eine Methode, bei der Teams ihre tatsächlichen Entscheidungsstrukturen visualisieren. Oft sind die Ergebnisse überraschend: Formale Hierarchien entsprechen nicht unbedingt realer Machtverteilungen. 
  • Schritt 2: Kollektivgewinn statt Einzelgewinn 
    Ersetzen Sie individuelle "Gewinnziele" durch kollektive Erfolgsindikatoren. Wenn alle am gleichen KPI gemessen werden, können Anreize für interne Konkurrenz verschwinden. 
  • Schritt 3: Entscheidungsprozesse neu gestalten 
    Reflektieren Sie gemeinsam und offen, wie Entscheidungen getroffen werden und versuchen Sie ein konsensbasiertes Modell einzuführen, möglichst auch datenbasiert. Wenn Fakten und die Gemeinschaft sprechen, werden politische Spiele leiser. 

Das übergeordnete Ziel ist, die Aufmerksamkeit der Beteiligten vom Einzelinteresse zum gemeinschaftlichen Interesse zu lenken und dort zu halten. Das lässt sich in verschiedenen praktischen Formen ritualisieren. Um im Sprachbild des Spiels zu bleiben: Das Spiel kann ein Spiel bleiben, aber es wird umgestaltet zu einem, bei dem um den Gewinn des Kollektivs gespielt wird. 

Leidet Ihr Team oder Ihre Organisation schon länger an ausgeprägten Machtspielen, muss eine solche Umorientierung vermutlich eine Weile eingeübt werden, bis sich eingefahrenes Verhalten ändert und stabilisiert. Dabei ist es vor allem Konsequenz entscheidend: im Vorleben des gewünschten Verhaltens als Führungskraft und in der Durchsetzung der neuen „Spielregeln“. 

Welchen "Spiele" sind Sie schon begegnet in Ihrer beruflichen Laufbahn? Und wie sind sie ausgegangen?  

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